Es wird als das große Spektakel angekündigt und ehrlich gesagt, es war an Superlativen nicht zu übertreffen, das heurige Finalturnier der Bundesliga in Wels. Auf einem großen Showcourt agierten die besten zwei Teams der 1. Bundesliga Damen und anschließend der Herren gegeneinander. Im Finale der Herren hieß es Wels gegen Kapfenberg. Der ORF war da. Die Hütte war voll und hunderte, frenetische Fans feuerten das Welser Team an, aber auch die Steirer hatten es drauf. Jeder Ballwechsel wurde mit Sprechchören begleitet, gewellter Karton wurde aufeinandergeschlagen. Die Geräuschkulisse war so laut, dass man während des Jubels keine anderen Geräusche mehr wahrnehmen konnte.
Warum diese Schilderung auf der TTV Sierndorf-Seite? Unsere Bundesligamannschaft spielte zeitgleich um Platz 13 gegen Sportklub/Flötzersteig. Unmittelbar neben des Showcourts, in derselben Halle, mussten die Vereine der 2. Bundesliga ihr Dasein fristen und ihre Platzierungsspiele abhalten. Während also neben uns die Party abging, galt es für Martin Kinslechner, Tomas Janci und Michael Kufmüller die Konzentration zu behalten. Ein Ding der Unmöglichkeit. Spielstart war für 16 Uhr angesetzt. Unser Tisch war aber durch die mehrfach unterbrochene Begegnung Kennelbach gegen Pottenbrunn um 16 Uhr noch blockiert. Die Begegnung dauerte bis 17:30 Uhr. Einspielmöglichkeiten waren so gut, wie nicht vorhanden. Bis zu 10 Spieler tummelten sich auf einem zufällig frei gewordenen Tisch, um irgendwie einen Ball vor der Partie spielen zu können. Das ganze Jahr über schaffen die Bundesligavereine der 2. Bundesliga nahe zu perfekte Spielverhältnisse für ihre Spieler in den jeweiligen Vereinshallen. Beim Finalturnier, dem letzten Akt der Saison, konnte diese Qualität nicht hergestellt werden.
Durch den verspäteten Beginn um 17:30 Uhr war unser Spiel gegen Sportklub/Flötzersteig auch noch als lästiges Beiwagerl zum Finale verdammt. Nachdem unsere Begegnung gegen 20 Uhr endlich beim Spielstand von 4:4 angekommen war, musste Martin gegen Wolfgang Päuerl ran. Kurz vor dem 5. Satz setzte die Meisterparty für den Gastgeber Wels auf dem Showcourt ein und der Jubel war ohrenbetäubend grenzenlos. Scheinwerfer, Jubel, Musik. "Dass man hier als Vereinsobmann aus der Haut fahren MUSS, ist aufgelegt. Schließlich kommen wir mit der kompletten Bundesligamannschaft wegen exakt einem Spiel nach Wels. Nachdem wir also schon stundenlang vorher gequält wurden, war die Meisterfeier nach verwandeltem Matchball auf dem Showcourt das Tüpfelchen auf dem i.", ärgert sich TTV-Obmann Albert Wilder noch zwei Tage nach dem Finalturnier über das Chaos in der Halle. "Die Bundesliga-Organisation möchte mit dem Finalspiel um Platz 1 und 2 einen Top-Event für die Öffentlichkeit schaffen. Kein Problem, aber bitte lasst uns unter würdigen Bedingungen unsere Begegnung spielen. Ihr erklärt uns, dass die Platzierungsspiele wichtig sind. Dann behandelt sie auch so."
Da Kinslechner gegen Päuerl im fünften Satz unterlag, ging es ins Doppel. Sektkorken knallten währenddessen. Keiner der vier Spieler konnte einen klaren Gedanken fassen. Die Leistung war unterirdisch. Am Ende waren alle froh, dass die Sache um 21 Uhr vorbei war. Wir waren die letzten Aktiven in der Halle. Finalzuschauer schauten ungläubig zu uns rüber und wunderten sich, was wir da machen. Sieger des Tages? Selbstverständlich Wels und der Profisport. Dort geht es schließlich um sehr viel Geld. Wir sollen das akzeptieren war die Message, die wir zum Abschied aus Wels mitnehmen durften.
Das Doppel ging übrigens an Sportklub/Flötzersteig. Wir gratulieren unseren Freunden aus Wien zum 13. Platz!
Respekt vor den Spielern der 2. Bundesliga!